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Publikationen

Jahresbericht IFS ITMS IRMS 1991

Inventar der Fundmünzen der Schweiz
Inventaire des trouvailles monétaires suisses

Der Titel des vorliegenden Jahresberichtes weist bereits daraufhin, dass wir 1991 dem Ziel, der Schaffung der Institution «Inventar der Fundmünzen der Schweiz» (IFS), entscheidend nähergekommen sind und nach einigen Aufregungen kurz vor Weihnachten, das Jahr mit der Gewissheit beschliessen, Anfang 1992 die Arbeiten an diesem Projekt definitiv aufnehmen zu können.

Für das Berichtsjahr gilt es zu unterscheiden zwischen der Tätigkeit der beiden provisorischen Koordinations- und Dokumentationsstellen einerseits und der Bewilligung sowie Detailorganisation der angestrebten Institution andererseits.

Die Koordinations- und Dokumentationsstellen in Lausanne und Thalwil

Das Kuratorium für die Bearbeitung der Fundmünzen der Schweiz hatte seinerzeit die Schaffung von zwei provisorischen Arbeitsstellen beantragt, um die Zeit zu überbrücken, bis das «Inventar der Fundmünzen der Schweiz» seine Tätigkeit aufnehmen würde. Weil in den meisten Kantonen schon in der einen oder andern Form an der Aufnahme der Fundmünzen gearbeitet wurde, war die Wahrnehmung von koordinierenden Aufgaben von Anfang an unbestritten. Gleichzeitig galt es, die anstehenden Vorbereitungsarbeiten voranzutreiben. Der Vorstand der SAGW hiess den entsprechenden Antrag des Kuratoriums gut und bewilligte dafür insgesamt Fr. 50’000.–. Weitere Fr. 50’000.– wurden von privater Seite zur Verfügung gestellt (Schenkung des seither verstorbenen Eric von Schulthess, Zürich).

Die beiden Arbeitsstellen in Thalwil und Lausanne nahmen ihre Tätigkeit auf den 1. 12. 1990 bzw. 1. 1. 1991 auf. Mit den Mitarbeitern, Frau Susanne Frey-Kupper, lic. phil., Prahins, und Herrn Hansjörg Brem, lic. phil., Thalwil, wurde ein auf ein Jahr befristeter Vertrag, der je ein 50%-Pensum vorsah, abgeschlossen. Frau Frey arbeitete als Benutzerin des Cabinet des Médailles du Canton de Vaud in Lausanne. Herr Brem stellte seinen privaten Arbeitsplatz in Thalwil zur Verfügung. Der Arbeitsstelle Lausanne wurden die Kantone VD, GE, VS, FR, BE, SO, NE, JU, BS, BL sowie Kaiseraugst «zugeteilt», derjenigen in Thalwil ZH, SH, TG, SG, AI, AR, GR, TI, GL, ZG, UR, OW, NW, LU, AG (ohne Kaiseraugst) und – auf Anregung der zuständigen Behörde – das Fürstentum Liechtenstein.

Frau Frey und Herr Brem arbeiteten im Rahmen des durch das Kuratorium erlassenen Arbeitsprogramms selbständig. Der Ausschuss des Kuratoriums (Mme A. Geiser, Lausanne, Herr H. U. Geiger, Zürich, Frau Ch. von Waldkirch Scherer bzw. Herr P. Birbaumer vom Generalsekretariat der SAGW, Bern, sowie der Schreibende) verfolgte und koordinierte die Tätigkeit der beiden Mitarbeiter. Gemäss Arbeitsprogramm besuchten diese in den ersten Monaten des Berichtsjahres die für Fundmünzen zuständigen Ämter in den Kantonen (Archäologische Dienste, Denkmalpflegen, Archive, Museen) und deren numismatische Arbeitsstellen. Dabei erstellten sie für jeden Kanton einen Bericht, der über die geltenden gesetzlichen Bestimmungen, die zuständigen Institutionen und Dienstwege ebenso Auskunft gibt, wie über Gesamtumfang und den Bearbeitungsstand von Fundmünzen. Gleichzeitig wurden Anregungen, Wünsche und Bedingungen der einzelnen kantonalen Verantwortlichen festgehalten.

Es steht somit eine umfangreiche und präzise Dokumentation zur Verfügung, die bei der Detailorganisation des «Inventars» gebührend berücksichtigt wurde bzw. noch werden wird. Konkretes «numismatisches» Ergebnis dieser Kontakte bildete beispielsweise die Erarbeitung eines einfachen, auch ohne Spezialkenntnisse ausfüllbaren Datenblattes zur Erfassung von Fundmünzenkomplexen. Im weiteren hat sich gezeigt, dass die derzeit für die Restaurierung von Fundmünzen vorhandenen Kapazitäten nicht ausreichen. Das «Inventar» wird mithelfen müssen, dieses Problem zu lösen.

Den Abschluss des skizzierten ersten Arbeitsabschnittes bildete eine Tagung, die zweimal durchgeführt wurde, im Mai in Yverdon in französischer Sprache und im Juni in Luzern in Deutsch Die Mitglieder des Arbeitsausschusses und die beiden Mitarbeiter stellten dabei den Kantonsvertretern und Bearbeitern der Fundmünzen das geplante «Inventar der Fundmünzen der Schweiz» vor. Die beiden sehr gut besuchten Anlässe brachten den erhofften und ermutigenden Konsens

In der zweiten Jahreshälfte verfassten Frau Frey und Herr Brem eine Reihe von Berichten zuhanden des Kuratoriums. Einer galt der geplanten zentralen Datenbank, ein zweiter wertete die Erfahrungen aus, die 19 verschiedene Benutzer in den Kantonen mit dem von der «Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen – SAF» erarbeiteten EDV-Applikation NAUSICAA, welche bisher in einer Testversion vorliegt, gemacht haben. Es ist geplant, dass das «Inventar der Fundmünzen der Schweiz» NAUSICAA von der SAF übernimmt, die notwendigen, insgesamt nicht grundlegenden Änderungen, Anpassungen und Vereinfachungen anbringen lässt und NAUSICAA auch in Zukunft weiter betreuen wird. Die damit erfassten Daten werden die Grundlage der zentralen Datenbank des «Inventars» bilden. – Weitere Berichte betrafen die Fotodokumentation, Möglichkeiten einer EDV-Publikation, rechtliche und organisatorische Aspekte des Projektes (Datenschutz, Regelung des Zugriffsrechtes auf die Datenbank, Musterverträge mit den Kantonen und Benutzern).

Das Kuratorium hat in seiner Sitzung vom 22. November 1991 von diesen Berichten Kenntnis genommen und die grosse, unter erheblichem Zeitdruck geleistete Arbeit von Frau Frey und Herrn Brem gewürdigt. Am 30. November lief der Arbeitsvertrag mit Herrn Brem aus. Dank Entgegenkommen des Generalsekretariats der SAGW konnte der Vertrag um einen Monat bis Ende Dezember 1991 verlängert werden.

Kuratorium; Einrichtung des «Inventars der Fundmünzen der Schweiz»

Kuratorium und Arbeitsausschuss befassten sich in mehreren Sitzungen mit dem Fortgang des Bewilligungsverfahrens des «Inventars». Nachdem der Vorstand der SAGW bereits 1990 die vorgesehenen Mittel in das Mehrjahresprogramm 1992–1995 aufgenommen hatte (vgl. Mehrjahresprogramme der Institutionen der Forschungsförderung für die Beitragsperiode 1992–1995, Wissenschaftspolitik, Beiheft 49 (1991) 203–206), beschloss die Abgeordnetenversammlung am 8. Juni 1991 in Zürich, das «Inventar der Fundmünzen der Schweiz» nach Art. 33 der Statuten als langfristiges wissenschaftliches Projekt der SAGW einzurichten.

Im August wurde das Detailbudget für das Jahr 1992 erstellt. Nach dem im Februar 1990 eingereichten Finanzplan sah dieses einmalige Investitionskosten in der Höhe von Fr. 120’000.– und einen Betriebskredit von Fr. 398’000.– vor. In Verhandlungen mit dem Vorstand der «Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen» konnte die Übernahme der EDV-Applikation NAUSICAA geklärt werden.

Das eidgenössische Parlament schloss in seiner Herbstsession die Beratung über die Forschungsförderung 1992–1995 ab und bewilligte mit dem Beitrag an die SAGW auch die Mittel für das «Inventar». Dieser positive Grundsatzentscheid wurde mit Freude und Genugtuung zur Kenntnis genommen. – Leider trafen in der Folge die Befürchtungen, die sich schon im Herbst abzuzeichen begannen, ein: Das Parlament kürzte im Dezember die Mittel der SAGW für 1992 massiv. Im Zeitpunkt der Niederschrift dieses Berichts ist der genaue Betrag, über den das «Inventar» im kommenden Jahre verfügen wird, nicht klar. Sicher stehen einschneidende Abstriche an, die nicht ohne Rückwirkungen auf die Tätigkeit, mindestens diejenige im ersten Jahre, sein werden. Voraussichtlich muss eine der vier geplanten Mitarbeiterstellen gestrichen werden.

Trotzdem sind alle Beteiligten guten Willens, die Arbeiten am «Inventar der Fundmünzen der Schweiz» wie geplant Anfang 1992 aufzunehmen und auch unter den gegebenen Voraussetzungen das Beste daraus zu machen.

Im Dezember konnte auch die Standortfrage der Arbeitsstelle Zürich geklärt werden. Das Schweizerische Landesmuseum stellt dem «Inventar der Fundmünzen der Schweiz» in den von ihm genutzten Räumlichkeiten im Oriongebäude an der Hardturmstrasse 181/185 in Zürich einen Büroraum zur Verfügung.

Leitung der Arbeitsstellen

Das Kuratorium hat in seiner Sitzung vom November angesichts der sich abzeichnenden Ungewissheit über die Höhe der für das nächste Jahr zur Verfügung stehenden Mittel beschlossen, auf den 1. 1. 1992 erst anderthalb Stellen zu besetzen. Es wählte als Leiter der Koordinations- und Dokumentationsstelle Zürich Herrn Hansjörg Brem (ganzes Pensum) und als Leiterin der Arbeitsstelle Lausanne Frau Susanne Frey-Kupper (halbes Pensum). Die Anstellung der weiteren Mitarbeiter wird erst im Verlaufe des Jahres 1992 erfolgen.

Hans-Markus von Kaenel
Präsident des Kuratoriums

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