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Publikationen

Jahresbericht IFS ITMS IRMS 1997

Inventar der Fundmünzen der Schweiz
Inventaire des trouvailles monétaires suisses

Die bereits im Vorjahr eingeleitete Analyse unserer Tätigkeit der ersten sechs Jahre unseres Bestehens wurde im Berichtsjahr in verstärkter Weise fortgesetzt, um in Zukunft unsere Arbeitsweise effizienter und den Bedürfnissen unserer Partner besser angepasst gestalten zu können. Die sich verschlechternde Finanzlage der Kantonsarchäologien führt dazu, dass sich die Anforderungen an ein gesamtschweizerisches Fundmünzeninventar gegenüber dem Anfang des Unternehmens etwas verschieben. Einige der geplanten Änderungen wurden bereits umgesetzt; vor allem die Optimierung der Arbeitsabläufe bei der Produktion unserer Publikationen und die Restrukturierung der Datenbank werden uns jedoch auch im nächsten Jahr intensiv beschäftigen.

Eine kleine Arbeitsgruppe des Ausschusses untersuchte Möglichkeiten, die Erfassung von Fundmünzen einfacher zu gestalten und das Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS/ITMS) innerhalb der archäologisch-historischen Institutionen durch ein partnerfreundliches Angebot und eine angemessene Werbung noch besser zu verankern.

Der Ausschuss und vor allem der Präsident wurden auch in diesem Jahr stärker als erwartet beansprucht: einerseits durch einen Stellenwechsel in Lausanne, dann aber auch durch das Besprechen und Bereinigen interner Arbeitsabläufe. Im Berichtsjahr hat sich die Kommission zweimal getroffen; der Ausschuss hat in vier Sitzungen die laufenden Geschäfte besorgt. Dank der effizienten Zusammenarbeit mit M. Zürcher, dem Vertreter der SAGW in Ausschuss und Kommission, konnten die administrativen Belange sehr speditiv erledigt werden. Frau A. Geiser sah sich gezwungen, wegen anderweitiger starker Belastung aus dem Ausschuss zurückzutreten; sie hat sich jedoch bereit erklärt, weiterhin als Vizepräsidentin in der Kommission mitzuarbeiten. Als neues Ausschussmitglied konnte M. Peter gewonnen werden; besonders in dieser Konsolidierungsphase besitzt er als Fundmünzenbearbeiter mit langjähriger Erfahrung und als Autor der Bände IFS 3 und 4 die idealen Voraussetzungen für eine fruchtbare Mitarbeit. Die beiden Monographien IFS 3 und 4 über die Fundmünzen von Augst und Kaiseraugst, die Ende des letzten Jahres erschienen sind, erweisen sich als grosser Erfolg.

Personelles

O. F. Dubuis hat das IFS auf Ende Oktober verlassen; es bot sich ihm die Möglichkeit, seine Assistenztätigkeit am Historischen Seminar der Universität Lausanne auszubauen. Seit Sommer 1992 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsstelle Lausanne tätig und begleitete dort mit grossem persönlichem Einsatz und Kompetenz das Erscheinen der Publikationen mit. Mit Gilles Perret, Lausanne, konnte auf anfangs November ein Nachfolger gefunden werden, der unser Mitarbeiterteam ideal ergänzt. Bereits vor rund zehn Jahren hatte er sich im Rahmen der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen intensiv mit informatischen Belangen auseinandergesetzt; nach seinem Lizentiat über ein numismatisches Thema war er während mehrerer Jahre in einem Verlag tätig.

Die Zusammenarbeit und die Arbeitsaufteilung in der Arbeitsstelle Zürich haben sich sehr bewährt. Die beiden Teilpensen garantieren die bei unserer Arbeit notwendige Flexibilität.

Räumlichkeiten, Einrichtung

Dem «Cabinet des medailles du canton de Vaud» in Lausanne und dem Schweizerischen Landesmuseum in Zürich sind wir nach wie vor zu Dank verpflichtet, dass wir bei ihnen Gastrechtrecht geniessen und einen Teil ihrer Einrichtungen mitbenutzen dürfen, vor allem die Bibliotheken. Die Treue dieser Institutionen uns gegenüber hat uns viele Umtriebe und Investitionen erspart. Zudem ist der regelmässige Kontakt mit Wissenschaftern ähnlicher Fachgebiete für unsere tägliche Arbeit sehr anregend.

Administration

Die Arbeitsstelle Lausanne Übernahm wie gewohnt alle Aufgaben, die im Zusammenhang mit Produktion und Vertrieb unserer Publikationen stehen. Im Berichtsjahr bedeutete dies das Bereitstellen und zum Teil Versenden zweier Bulletins; daneben war die erfreulich rege Nachfrage nach unseren Bänden IFS 3 und 4 zu bewältigen.

Die Arbeitsstelle Zürich hat wiederum den Grossteil der Sekretariatsarbeiten erledigt, die im IFS anfallen, wie Protokollführung, Vorbereitung, Ausarbeitung und Versand von Sitzungsunterlagen etc. Zudem wurden die Rechnungen und Belege zuhanden des General Sekretariats der SAGW zusammengeführt. Im Auftrag des Präsidenten wurden weitere Aufgaben übernommen. Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Generalsekretariat der SAGW Hess sich die Administration reibungslos abwickeln.

Datenbank

Im Berichtsjahr wurden einige Erfahrungen, die während der Produktion der beiden Augster Bände IFS 3 und 4 gemacht wurden, informatisch umgesetzt. Neben Zusätzen, die die Datenüberarbeitung in Zürich effizienter gestalten und absichern, standen vor allem Änderungen im Vordergrund, die dem Anwender die Benutzung von NAUSICAANV erleichtern. Dazu gehören eine Straffung der Thesaurus-Einträge, die die Antike betreffen, und eine Umstrukturierung der Zitate, die einerseits das Suchen erleichtert, aber auch für unsere Publikationen verschiedene Probleme löst. Diese Strukturänderung bedingte die entsprechende Anpassung aller Ausdrucksformate. Da verschiedene unserer Partner nach wie vor mit der DOS-Version arbeiten, mussten die wichtigsten Änderungen auch auf diese Übertragen werden. – Die neue Möglichkeit, bereits erfasste Einzelmünzen an einen anderen Komplex anzuhängen, erlaubt dem Bearbeiter, die Münzbestimmungen sofort in die Datenbank einzugeben, ohne dass die archäologische Zusammengehörigkeit definiert ist.

In der verbleibenden Zeit wurde der Datenbestand kontinuierlich erweitert, einerseits mit den Zahlen der Erhebungen zu den Bulletins, aber auch gezielt durch das Erfassen älterer, in der Literatur wieder neu aufgegriffener Bestände. Daneben wurde der bereits erfasste Datenbestand laufend kontrolliert und ergänzt.

Publikationen

Zu Beginn des Jahres erschien das Bulletin IFS 3, 1996 mit der Zusammenstellung der Neufunde von 1995 und der im selben Jahr veröffentlichten Literatur zu den Fundmünzen. Im Dezember ging das Bulletin IFS 4, 1997 in den Druck, das die entsprechenden Informationen für 1996 vereinigt.

Im Berichtsjahr wurde auf die Herausgabe eines Bandes der Reihe IFS verzichtet, damit genügend Zeit zur Verfügung stand, die Arbeitsabläufe im Hinblick auf IFS 5 zu optimieren und die notwendigen Programmanpassungen vorzunehmen. Zudem erwies sich die von den Autoren der folgenden Bände zu erbringende Arbeit als zu wenig fortgeschritten. Für IFS Band 5, der 1998 erscheinen soll, sind Fundmünzen aus dem Kanton Wallis vorgesehen.

Die Arbeit an den Augster-Bänden hat gezeigt, in welchen Bereichen die Datenbankprogramme für die bevorstehenden Publikationen auszubauen sind. Wie wichtig für die Herstellung einer Publikation ab Datenbank die Qualität der Datenträger und der Verarbeitungsprogramme sind, wurde bereits im letzte. Jahresbericht unterstrichen. Da die Qualität der erfassten Daten (Homogenität, Präzision usw.) eine weitere Grundbedingung für das Gelingen unserer Publikationen darstellt, investierten die Mitarbeiter beider Arbeitsstellen viel Zeit, um in Zusammenarbeit mit den Autoren des nächsten Bandes in dieser Hinsicht möglichst ideale Voraussetzungen zu schaffen.

Mit Hilfe von Listenausdrucken wurden zum Beispiel bestimmte Kriterien in unterschiedlicher Anordnung systematisch kontrolliert. Dies bot Gelegenheit, einzelne wissenschaftliche oder terminologische Probleme frühzeitig zu erkennen und zu lösen. Auf Wunsch des Autors wurden sodann verschiedene numismatische Bestimmungen überprüft, insbesondere einige Serien von Münzen, deren Zuweisung zu offiziellen oder irregulären Prägestätten Probleme stellten. Gerade an der letzteren Fragestellung liegt dem Inventar viel, nicht zuletzt deshalb, weil diese in der aktuellen Forschung wachsende Beachtung findet. Die Kenntnisse über diese bisher noch schwierig zu fassenden Prägungen können aber nur dann erweitert werden, wenn diese Münzen in Material vorlagen, wie sie das IFS herausgibt, einheitlich beschrieben und abgebildet werden. Was die praktischen editorialen Aufgaben, die typographischen Arbeiten und den Vertrieb der Publikationen anbelangt, so wurden diese bisher zu einem grossen Teil vom IFS selbst abgedeckt. Dies bedeutete für die Mitarbeiter einen nicht unbedeutenden zeitlichen Aufwand und in der ohnehin hektischen Phase der Fertigstellung einer Publikation eine zusätzliche Zersplitterung der verfügbaren personellen Kräfte. In Anbetracht dieser Erfahrung wurden Schritte eingeleitet, um Lösungen zu finden, die die Mitarbeiter entlasten sollen, damit sie sich intensiver der fachspezifischen Grundlagenarbeit des Inventars widmen können.

Dienstleistungen und Kontakte

Im Zusammenhang mit der Datenerhebung für unser Bulletin haben wir auch im Berichtsjahr zu den meisten Kantonen und zum Fürstentum Liechtenstein Kontakt gehabt. Die Jahrestreffen der verschiedenen archäologischen Arbeitsgemeinschaften boten Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen mit Fundmünzenbearbeitern und Zuständigen verschiedener Kantone. Wegen der Überarbeitung der Datenbank in Zürich geriet die Aktualisierung der NAUSICAA-Versionen bei den Partnern in Verzug; diesen Rückstand zu bereinigen ist eine der dringenden Pendenzen des nächsten Jahres.

Besonders eng war im Berichtsjahr die Zusammenarbeit mit dem Kanton Wallis im Hinblick auf den nächsten IFS-Band. Verschiedene Besuche in Martigny durch die Arbeitsstelle Lausanne und die zeitweise sehr intensive Betreuung des Münzbearbeiters A. Cole durch beide Arbeitsstellen beanspruchten uns in einem Rahmen, der nicht erlaubte, die anderen Kantone in gewünschtem Masse zu berücksichtigen.

Erfreulicherweise konnte das IFS als neues Projekt die Bearbeitung und Untersuchung des 1995–1996 entdeckten Münzfundes aus Eschenz (TG), Espigraben, vermitteln und damit seiner Rolle als wissenschaftlicher Hilfsdienst gerecht werden. Dieser Fund umfasst etwa 200 antike Münzen, die vor allem dem späten 3. und frühen 4. Jh. n. Chr. angehören. Auf eine Anfrage aus universitärem Kreis (Universität Lausanne; C. Schwarz als Bearbeiterin und Prof. R. Frei-Stolba als Projektleiterin) wurde auf der Suche nach einem geeigneten Münz-Ensemble mit verschiedenen Kantonsarchäologien Kontakt aufgenommen. Auf diese Weise konnte das gewünschte Material gefunden und zwischen der interessierten Bearbeiterin und der kantonalen Dienststelle vermittelt werden. In einem nächsten Schritt wird das IFS dieses Projekt beratend begleiten.

Weitere Tätigkeiten

Das IFS war durch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Jahresversammlungen verschiedener archäologischer Arbeitsgemeinschaften der Schweiz vertreten. So nahmen am 7. März L. Bertolaccini (Vorstand), O. F. Dubuis und S. Frey-Kupper an der Jahresversammlung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF) und der damit verbundenen Tagung zu keltischen Münzen in der Schweiz in Zürich teil. Am 24. Oktober war R. C. Warburton-Ackermann an der Jahresversammlung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Mittelalterarchäologie (SAM) in Winterthur. Am 7./8. November besuchten S. Frey-Kupper und R. C. Warburton-Ackermann die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für die provinzialrömische Forschung in der Schweiz (ARS) in Bern. Zusätzlich war das IFS an zwei der diesjährigen schweizerischen archäologischen Kolloquien vertreten: am «VIIIe Colloque International sur les Alpes dans l’Antiquité» vom 26.–28. September in Sitten durch S. Frey-Kupper und am Jubiläums-Kolloquium der Gesellschaft «Pro Vindonissa» (GPV) am 16717. Oktober in Windisch durch R. C. Warburton-Ackermann. S. Frey-Kupper besuchte zudem ein Kolloquium zu antiken Münzfunden in der Stadt Rom vom 15.–18. September in Mainz. Die Kombination wissenschaftlicher Weiterbildung der Mitarbeiter und offizieller Vertretung des IFS hat sich auch im Berichtsjahr gut bewährt.

Neben den numismatisch-archäologischen Kontakten sind gezielt die zu denjenigen Gremien zu pflegen, die sich mit EDV in archäologisch-historischen Zusammenhängen befassen. So war das IFS auch an den beiden diesjährigen Treffen der Arbeitsgruppe Archäologie und Informatik (AGAI) vertreten, am 29. August durch L. Bertolaccini und am 12. Dezember durch R. C. Warburton-Ackermann. Diese nahm zudem an der Tagung «Zahlen schreiben Geschichte» des Vereins Geschichte & Informatik am 19. September in Bern teil.

Ein Höhepunkt des Berichtsjahres war für alle vier wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zweifellos die Teilnahme am XII. Internationalen Numismatischen Kongress vom 8.–12. September in Berlin. S. Frey-Kupper und O. F. Dubuis stellten das IFS in einem Referat vor. Für alle bot sich die Möglichkeit, in Vorträgen, Diskussionen und persönlichen Gesprächen am Rande der Veranstaltungen unser Schweizer Fundmünzeninventar und unsere Datenbank NAUSICAANV im internationalen Vergleich zu sehen. Es war erfreulich festzustellen, wie weit das IFS – ein sehr junges Projekt – bereits im internationalen Bewusstsein verankert ist, vor allem auch und gerade wegen seiner Publikationen.

Zur Bearbeitung von Altfunden in der Schweiz

Jährlich werden in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein mehrere Hundert bis mehrere Tausend Münzen gefunden (vgl. die tabellarische Zusammenstellung der Neufunde i. Jahresbericht SAGW 1996, S. 234). Längst nicht alle werden nach ihrer Auffindung bearbeitet und veröffentlicht. Zum Teil sollen die Bestimmungen in die Gesamtpublikation einer Grabung einbezogen werden, deren Erarbeitung und Finanzierung oft mehrere Jahre in Anspruch nehmen; anderseits ist die Arbeitskapazität der Münzbearbeiter meist sehr knapp bemessen. So lässt sich nicht vermeiden, dass zahlreiche numismatische Objekte lediglich rasch inventarisiert werden. In anderen Fällen sind zwar zahlreiche Fundmünzen wissenschaftlich aufgearbeitet, die Ergebnisse jedoch nicht publiziert, weil bei den zuständigen Kantonsarchäologien und Museen kein Bedarf besteht. Trotz der Bemühungen zahlreicher Stellen und Personen wird sich nicht vermeiden lassen, dass auch von den rund 2’100 Neufunden 1996, die im Bulletin IFS/ITMS/IRMS 4 zusammengestellt sind, etliche mit mehr oder weniger vollständigen Angaben zu Fundort und Fundumständen abgelegt und in zehn oder zwanzig Jahren zur laufend wachsenden Zahl der unbearbeiteten Altfunde gehören werden.

Spricht man von Altfunden, denkt man zuerst an die Zufallsfunde aus der Zeit vor der eidgenössischen Regelung, dass Bodenfunde in den Besitz der Kantone überzugehen haben (ZGB 723/724); diese gingen an den Finder oder an den Grundbesitzer. Zwar wurde das Auffinden von Schatzfunden meist rasch ruchbar; regionale antiquarische Gesellschaften und einzelne Museen bemühten sich darum, solche Ensembles anzukaufen und dadurch der Nachwelt als geschlossene Einheiten zu bewahren. Aber auch in diesen Sammlungen war das Schicksal ungewiss: Je nach Interesse und Verständnis des zuständigen Betreuers wurden geschlossene Bestände aufgelöst und in die allgemeinen Sammlungen eingeordnet, zum Teil ohne Übertragen des Fundnachweises. Bei der Benutzung einer Münzsammlung kommen zudem immer wieder Verwechslungen vor. So können in verschiedenen Sammlungen anhand der Akten zwar noch Funde erschlossen werden, aber oft ist es unmöglich, diese in den tatsächlich vorhandenen Münzen ausfindig zu machen. Letzte Sicherheit besteht selten.

Aber auch zahlreiche Funde späterer Jahre sind leider nicht viel besser dokumentiert und haben, obwohl sie zum Teil aus archäologischen Ausgrabungen und überwachten Bausanierungen stammen, lediglich den Informationsgehalt von Streufunden.

Eine Fundgattung – Einzelfunde oder ganze Horte –, die in ihrer Dokumentation schier unüberwindbare Hürden aufweist, bilden Funde aus dem Kunsthandel. Allenfalls bekannte Angaben zu Fundort und Fundumständen, ja sogar zum Umfang der Bestände werden verschwiegen oder bewusst verfälscht, um die Einlieferer zu schützen. Nur selten ist es möglich, später diese Primärinformationen zu rekonstruieren. Schmerzliche Informationsverluste entstehen auch, wenn bei der Auflösung alter Privatsammlungen die Dokumentation der Sammler von den Originalen getrennt wird und letztere losgelöst aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang veräussert werden, nach rein numismatischen Kriterien und merkantilen Überlegungen sortiert.

Um einen Überblick über einen Fundort, eine Gegend oder eine ganze Region zu gewinnen, reicht es selbstverständlich nicht aus, sich auf Münzen aus neueren Grabungen zu beschränken. Die Altfunde, oft bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten, Wegbau oder Bautätigkeit entdeckt, belegen zudem Fundpunkte ausserhalb der bekannten oder heute erforschbaren Siedlungen und schliessen Lücken in Verbreitungskarten. Das Einbeziehen der Altfunde aus der näheren Umgebung kann das Bild einer neueren Grabung ergänzen und abrunden (z. B. Dietikon ZH, B. Hedinger in: Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 25, 1995). Jedoch erst die flächendeckende Untersuchung einer grösseren Region durch alle Epochen erlaubt es, weitergehende Überlegungen zu Monetarisierung, Einfluss von wirtschaftlichen und politischen Faktoren etc. anzustellen. Das Erarbeiten solcher Inventare beinhaltet die quellenkritische Durchsicht zahlreicher publizierter und unpublizierter Quellen – von Monographien bis zu Randnotizen – und den Besuch verschiedener öffentlicher und privater Sammlungen und Archive. Entsprechend gross ist der Aufwand, wenn eine zuverlässige Basis erarbeitet werden soll. Der Kanton Zug verfügt mittlerweile über den ersten Teil einer solchen flächendeckenden Uebersicht (IFS 2, Lausanne 1994). Im Kanton Neuenburg wird durch mehrere Personen daran gearbeitet, und im Kanton St. Gallen steht die Arbeit kurz vor dem Abschluss.

Altfunde eignen sich für Arbeiten im universitären Bereich (Seminar- und Lizentiatsarbeiten). Gerade Hortfunde bieten sich wegen ihrer Geschlossenheit und überschaubaren Menge, aber auch wegen der vielseitigen Fragestellungen an. Es handelt sich in der Regel um «Luxusarbeiten» ausserhalb der Kompetenz und/oder der Möglichkeiten der zuständigen Museen und Kantonsarchäologien (vgl. als jüngste Beispiele Coeuve JU, Villars-sous-Yens VD und Eschikofen TG). Seltener ist die Aufarbeitung einer ganzen Region (z. B. des Kantons Neuenburg in römischer Zeit durch M.-A. Kaeser) oder einer Sammlung (vgl. als Beispiel Yverdon-les-Bains VD).

Auch in der Aufarbeitung von Altfunden kann das IFS als wissenschaftlicher Hilfsdienst beigezogen werden. Als Gesprächspartner oder als Vermittler zwischen den zuständigen Stellen und den Bearbeitern kann es ein Projekt von der Konzeptionsphase bis zur Drucklegung begleiten oder kleinere Ensembles selbst aufarbeiten. Die Erfassung der Münzen in NAUSICAA ermöglicht die wissenschaftliche Auswertung nach zahlreichen Kriterien und kann die Grundlage verschiedener Ausdrucksformate sein. Nicht zuletzt stellt das IFS mit seiner Publikationsreihe ein Gefäss zur Verfügung, das die Vorlage von Quellen und Münzbeschreibungen in einer Ausführlichkeit ermöglicht, die den Rahmen anderer Veröffentlichungen sprengen würde.

Die löblichen Anstrengungen der letzten Jahre, einzelne Altfunde oder Regionen unter quellenkritischem Einbezug von Archivalien aufzuarbeiten, dürfen die Gefahr nicht vergessen lassen, dass zahlreiche und zum Teil ausserordentlich wichtige noch nicht so alte Funde der letzten Jahre und Jahrzehnte immer noch ihrer Bearbeitung harren, eine Bearbeitung, die jetzt noch vollständiger und mit bedeutend geringerem Aufwand durchgeführt werden kann, als dies nach weiteren fünfzig oder hundert Jahren der Fall sein wird.

Eschikofen TG

Hort, gefunden 1911; 844 Münzen um 1330 verborgen.
Bearbeiter: Daniel Schmutz (Lizentiatsarbeit 1996).

Der Hort, 1916 erstmals veröffentlicht, besteht zu rund zwei Dritteln aus Pfennigen des Bodenseeraumes (Ewige Pfennige und ältere Gepräge) und zu einem Drittel aus vierzipfligen westala-mannischen Pfennigen (Basel, Solothurn, Zofingen). Die Neubearbeitung 1995–1996 schloss Stempel vergleiche, Gewichts- und Feingehaltsanalyse ein. Die Untersuchung technischer Merkmale an den Münzen ermöglichte neue Erkenntnisse zur Prägetechnik. Publikation: vorgesehen in den «Thurgauer Beiträgen zur Geschichte» 1998.

Bottighofen TG

Hort, gefunden anfangs 20. Jh.; rund 1000 Münzen? Münzen 316–324 n. Chr.
Bearbeiter: IFS, auf Anfrage des Archäologischen Amtes TG.

Die 228 mit einiger Sicherheit zuweisbaren Münzen stammen aus einem kurzen Abschnitt innerhalb der constantinischen Münzprägung. Einige prägefrische Münzen für Cripus Caesar aus Trier, die mit Stempelkoppelungen untereinander verbunden sind, belegen zusätzlich die Geschlossenheit des Bestandes. Publikation: Archäologie der Schweiz 20, 1997, S. 84–85; Forschungen in Augst 25, 1998.

Rosgartenmuseum Konstanz, Ankaufsbeleg eines Teils des Hortes von Bottighofen mit der Aufstellung nach Kaisern.
Rosgartenmuseum Konstanz, Ankaufsbeleg eines Teils des Hortes von Bottighofen mit der Aufstellung nach Kaisern.

Villars-sous-Yens VD

Trésor découvert en 1823; 450 monnaies.
Terminus post quem de l’enfouissement: 270 ap. J.-C.
Etude menée par: Carol Schwarz (mémoire de licence, 1996).

Dispersé dès le moment de sa découverte, le trésor comportait 450 monnaies à l’origine dont 260 pièces environ ont pu être réunies. L’élaboration du catalogue résulte d’une longue recherche systématique, accompagnée d’une critique des documents écrits s’y rapportant, sur la base de nombreuses sources archivistiques, telles que des inventaires, des manuscrits, des pièces de correspondance etc.

Publication: prévue dans la série de l’ITMS. Un article dans «Archéologie Suisse» est envisagé.

Yverdon-les-Bains VD

Trouvailles isolées, 1774–1986; étude de 897 pièces de collections publiques dont 177 trouvailles de la commune, 623 de provenance indéterminée et 97 d’origines diverses.
Monnaies de l’antiquité et du haut moyen âge.
Etude menée par: Gilles Perret (mémoire de licence, 1992).

Depuis sa constitution en 1768, la collection numismatique du Musée d’Yverdon a subi de nombreux avatars qui ont entrainé le brassage des pièces et, souvent, la séparation des monnaies de la documentation relatant le lieu de trouvaille. L’étude attentive des anciens inventaires, des vieux cartons-supports, de la correspondance des conservateurs et des carnets de fouilles du début du siècle, parallèlement à l’observation des patines et des traces d’interventions sur les pièces mêmes, a permis de reconstituer la provenance d’environ 140 pièces.

Publication: élaboration en cours.

Coeuve JU

Trésor découvert en 1840; 600–800 pièces dont 409 connues.
Enfoui vers 260 ap. J.-C.
Etude menée par: Yves Muhlemann (mémoire de licence, 1995).

Ce dépôt monétaire n’a fait l’objet d’aucun inventaire avant l’achat partiel par le collège de Porrentruy quelques temps après la découverte. J. Trouillat dresse alors une liste de 405 pièces. Les anciennes mentions, souvent imprécises et parfois contradictoires, ne donnent qu’une idée très approximative du nombre initial des monnaies et, à plus forte raison, de la composition du trésor. Pourtant, suite à une recherche dans les archives et publications du siècle passé, 16 monnaies de collections privées ont pu être identifiées comme faisant partie de cette trouvaille.

Publication: résumés dans Jurassica 9, 1995, p. 46–47 et BAC 9, 1996, p. 21–26.

Ausblick

Die Arbeitseinteilung des nächsten Jahres wird für beide Arbeitsstellen weitgehend durch die Produktion unseres fünften IFS-Bandes mit Fundmünzen aus dem Wallis bestimmt werden. Gegen Jahresende soll ein weiteres Bulletin erscheinen. Daneben gilt es, die Datenbank – Struktur und Inhalt – weiter zu überarbeiten; ein Ziel soll dabei sein, die Erfassung in gewissen Teilen benutzerfreundlicher zu gestalten. In verschiedenen Partnerkantonen und im Fürstentum Liechtenstein sind zudem Fundmünzenbearbeiter und Fundmünzenbearbeiterinnen daran, Bestände zu erfassen mit dem ausdrücklichen Wunsch, dies in Absprache mit dem IFS und zum Teil unter Verwendung von NAUSICAA zu tun. Die Betreuung dieser Personen muss prioritär sein, denn die direkte, enge Zusammenarbeit mit Mehrern unserer Datenmenge und die Hilfestellung bei Fragen der Kantone zu ihren numismatischen Funden ist unsere Daseinsberechtigung.

Hans-Ulrich Geiger