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Publikationen

Jahresbericht IFS ITMS IRMS 2010

Die Kommission traf sich im Berichtsjahr zwei Mal für die laufenden Geschäfte. Der Kommissionspräsident Markus Peter informierte sich regelmässig in Treffen mit der Leiterin Rahel C. Ackermann und mit dem Team über die verschiedenen Projekte.

Das Team des IFS ist unverändert. Am Jahresende sind 260 Stellenprozente besetzt. Hinzu kommen knapp 80 Stellenprozente, die über Drittmittel finanziert werden: Über das IFS werden die Fundmünzen in den Kantonen Basel-Stadt (keltische und römische Neufunde, Michael Nick und M. Peter), Bern (Susanne Frey-Kupper; Zusatzauftrag an Stephen Doswald) und Zug (S. Doswald; Zusatzauftrag an M. Peter) bearbeitet. Bis zum Juni 2010 wurde zudem eine halbe Stelle über unser SNF-Projekt zu den keltischen Münzen aus der Schweiz generiert. Leider wurde unser Verlängerungsantrag nicht bewilligt. Die SAGW hat sich in der Folge bereit erklärt, für den Abschluss der Materialaufnahme und die Auswertung zusätzliche 30 Stellenprozente auf zwei Jahre zu finanzieren, so dass der Abschluss des Projektes gesichert ist. – Die digitale Bildbearbeitung für unsere Publikationen besorgte für uns auch in diesem Jahr Therese Wollmann; Aixa Andreetta und Luisa Bertolaccini unterstützten uns mit Übersetzungs- und Redaktionsarbeiten im Hinblick auf unsere Tessiner Publikation, die 2011 erscheinen wird.

Auch im Berichtsjahr erledigte die SAGW mit der gewohnten Sorgfalt und Effizienz unsere Finanz- und Personaladministration. Für die gute und stets freundliche Zusammenarbeit danken wir dem ganzen Team und insbesondere Annemarie Hofer.

Wissenschaftliche Tätigkeit

Eine grosse Zahl von Anfragen aus dem In- und Ausland sowie Dienstleistungen für verschiedene Kantonsarchäologien – von der Durchsicht der numismatischen Neufunde über das Dokumentieren und Aufarbeiten kleinerer Bestände bis zum Vermitteln und Betreuen von Münzrestaurierungen – prägte unsere Alltagsarbeit.

Unsere FileMaker-Applikation NINNO steht in der Fundmünzenbearbeitung der Kantone Aargau, Basel-Stadt, St. Gallen, Zug und Zürich im Einsatz, zudem in der Zentralschweiz, für die Tessiner Kirchenfunde, die neuzeitlichen Bündner Horte und in unserem Keltenprojekt; gesamthaft sind rund 24’600 Münzen darin erfasst. Neu können die Anwender ihre lokal erhobenen Daten auf einen gesperrten Bereich unserer Homepage hochladen und dort als online-Datenbank auswerten, Kataloge generieren und Verbreitungskarten erstellen. Bis im Frühjahr 2011 soll dieser Zugang allen NINNO-Anwendern offen sein. Parallel dazu haben wir in Zusammenarbeit mit Open Shape die Weiterentwicklung vorbereitet, die ersten Module sind bereits ausprogrammiert. – Die zentrale Datenbank IFSA lief im Berichtsjahr weitgehend störungsfrei. Die Weiterentwicklung ist zur Zeit zurückgestellt.

Ein Desiderat ist die online-Schaltung unserer Fundmünzendatenbank. Über unsere Homepage sind bereits die Daten zu unseren Publikationen IFS 2 und 5–9 abrufbar sowie der Katalog zur Publikation von H. W. Doppler der römischen Münzen aus einem Brunnenschacht in Baden AG. In einem weiteren Schritt hat nun André Barmasse die ca. 13’000 digital erfassten Fundmünzen aus Augusta Raurica online gebracht; darin enthalten sind auch die ca. 7’500 Münzen, die in den Bänden IFS 3–4 vorgelegt sind. Zur Zeit wird noch die Funktionalität zusammen mit den Zuständigen in Augst verfeinert; bis im Frühjahr 2011 sollen diese Daten allen zugänglich sein.

Die Bibliothek konnte vor allem über Schriftentausch mit den archäologischen Diensten der Schweiz und den Fundmünzenunternehmen im Ausland erweitert werden. Im Berichtsjahr regte Regula Schatzmann (Universitätsbibliothek Bern) an, die Anschaffungen numismatischer Werke des IFS und des Münzkabinetts des Bernischen Historischen Museums verstärkt mit denjenigen der Universitätsbibliothek Bern abzusprechen. So gelang es, wichtige Standardwerke für den Standort Bern anzuschaffen, die unser Budget bei weitem gesprengt hätten. Diese Kooperation soll fortgesetzt werden. In diesem Zusammenhang stellte uns Daniel Schmutz (Bernisches Historisches Museum) das Inventar der Münzkabinett-Bibliothek zur Verfügung, das nun online zusammen mit unseren eigenen Bibliotheksbeständen konsultiert werden kann.

Tagungen und Vorträge

Die Mitarbeiter des IFS nahmen an verschiedenen Tagungen im In- und Ausland teil. Besonders hervorzuheben ist die internationale Tagung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF) in Genf zum Thema «Kontext und Kontextualisierung von Fundmünzen», an der M. Nick und S. Frey-Kupper das Einleitungsreferat gehalten haben. Für die Numismatischen Tage der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft (SNG) in Solothurn stellten D. Schmutz und R. C. Ackermann neue Hinweise zu einem Solothurner Münzmeister des frühen 13. Jahrhunderts zusammen. Beide Tagungen haben IFS-Mitarbeiter massgeblich mitorganisiert: M. Nick als Vorstandmitglied der SAF, José Diaz Tabernero als solches der SNG. M. Nick sprach zudem am 7. Deutschen Münzsammlertreffen in Speyer (D) über die keltischen Münzen am Oberrhein.

Forschungsprojekte

Unser nach wie vor wichtigstes Forschungsprojekt behandelt die keltischen Münzen ausder Schweiz. Die Finanzierung über den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) lief Ende Juni 2010 aus, ein Zusatzkredit der SAGW ermöglicht uns jedoch die Fortführung im geplanten Rahmen. Bis Ende 2010 konnte M. Nick die Materialaufnahme weitgehend abschliessen, er hat über 3’200 Münzen aus der ganzen Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein erfasst. Vor allem in Augusta Raurica, in Basel und im Kanton Zürich fliessen die Zwischenergebnisse laufend in lokale Projekte zur Spätlatènezeit ein.

S. Frey-Kupper nahm im November ihre Arbeit für das Aventicum-Projekt der SAGW auf; in der geplanten Publikation sollen die Fundmünzen aus den Heiligtümern von Avenches vorgelegt werden. – Die Aufarbeitung der neuzeitlichen Hortfunde aus dem Kanton Graubünden wurde fortgeführt. Im Hinblick auf unsere geplante Monographie zu den Zentralschweizer Münzfunden des Mittelalters und der Neuzeit konnten zudem die Neufunde und neuen Fundmeldungen aus dem Gebiet der Zentralschweiz (ohne Zug) laufend aufgearbeitet werden .

Publikationen

Am 22. Januar lud die Kantonsarchäologie Zug zur gut besuchten Vernissage unserer Monographie IFS 9 ein. Der Autor S. Doswald nutzte die Gelegenheit und gab an Hand von Originalfunde einen chronologischen Überblick über die neu publizierten Funde aus dem Kanton Zug (siehe Kastentext). – Das Bulletin IFS ITMS IRMS 17, 2010 erscheint termingerecht auf Ende Jahr und wird dem Dezemberheft der Schweizer Münzblätter beigelegt. Der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft (SNG) sei auch in diesem Jahr sehr für die Unterstützung unseres Bulletins gedankt.

Die vom IFS-Team 2010 publizierten Artikel widerspiegeln die eigenen Projekte neben der Arbeit für das IFS: Sie behandeln Funde der Zentralschweiz, die Münzprägung der Herrschaft Haldenstein und die keltische Münzprägung im gesamteuropäischen Kontext. – Die Arbeiten an unserem nächsten Band zu den Münzfunden aus den Tessiner Kirchen sind weit fortgeschritten, der grösste Teil der Einleitungstexte liegt vor, die Tafeln sind gesetzt. Der Band wird im nächsten Jahr erscheinen. – Carol Mages hat sich neben der Datenerhebung für das Bulletin vor allem auf Nachträge zu den Neuenburger Münzfunden konzentriert. In diesem Zusammenhang revidierten wir den inventarisierten Teil der Fundmünzen im Laténium und erstellten Dokumentationsphotos dieses Bestandes.

Öffentlichkeitarbeit

Unsere Homepage ist unser wichtigster Auftritt nach aussen; sie wird von André Barmasse sorgfältig betreut und laufend aktualisiert. Neu aufgeschaltet ist die englische Version. Das Angebot wurde im Berichtsjahr um Materialien zu IFS 9 und dem online-Zugriff auf die Bibliothek des Münzkabinetts des Bernischen Historischen Museums sowie um mehrere PDFs unserer Publikationen erweitert. In gesperrten Teilen werden neu Dienstleistungen für die Anwender unserer Applikation NINNO angeboten (siehe oben wissenschaftliche Tätigkeit).

Das IFS war wiederum mit einem Informationsstand am Römertag Vindonissa in Brugg und am Römerfest in Augst vertreten. R. C. Ackermann führte zudem im Rahmenprogramm der Sonderausstellung «Söhne des Mars» im Vindonissa-Museum Brugg in die Bilderwelt der römischen Münzen ein.

Rückblick und Ausblick

Im Berichtsjahr wollten wir die laufenden Projekte intensiv vorantreiben und legten den Schwerpunkt auf das Keltenprojekt und die Tessiner Kirchenfunde. Im Bereich unserer Datenbanken verbesserten wir die Funktionalität für die externen NINNO-Anwender und trieben die Weiterentwicklung dieser Applikation voran. Neu lief gegen Jahresende das Aventicum-Projekt an, das uns die beiden nächsten Jahre hindurch intensiv beschäftigen wird.

Auch im kommenden Jahr ist das Keltenprojekt einer unserer Schwerpunkte. Die Drucklegung der Tessiner Kirchenfunde als zehnter Band in unserer Reihe wird uns intensiv beschäftigen, und der online-Zugriff auf möglichst viele Fundmünzen wird ein weiterer Schwerpunkt sein. Zudem werden wir im Auftrag des Historischen Museums Sitten die Börse des «Reisläufers vom Theodulpass» aus dem frühen 17. Jahrhundert bearbeiten. Daneben wird uns weiterhin die kontinuierliche Zusammenarbeit mit den verschiedenen kantonalen Stellen in grösseren und kleineren Projekten ein grosses Anliegen sein.

Das kommende Jahr wird uns wieder vielseitig fordern. Wir freuen uns darauf!

Rahel C. Ackermann

Zug II ist erschienen

Am 22. Januar 2010 lud die Kantonsarchäologie Zug in den Gotischen Saal des Rathauses Zug zur Vernissage des neunten Bandes in unserer Reihe ein. Regierungsrätin Manuela Weichelt-Picard und der IFS-Kommissionspräsident Markus Peter würdigten das Engagement der Kantonsarchäologie Zug für seine Fundmünzen: Dank konsequenter Bergung der Kleinfunde bei Bausanierungen und der gezielten Prospektionen im ganzen Kantonsgebiet hat sich der Fundanfall auch an Münzen in den letzten 15 Jahren massiv erhöht. Die Münzen werden aber nicht nur geborgen, sondern auch laufend gereinigt, dokumentiert und wissenschaftlich aufgearbeitet. So war es möglich, mit den Funden «nur» der Jahre 1992/1994 bis 2004 bereits einen zweiten Zuger Band in unserer Reihe zu füllen. – Der kantonale Fundmünzenbearbeiter und Autor Stephen Doswald präsentierte im Anschluss eine Auswahl der Fundobjekte und gab einen farbigen Einblick in die Zuger Fundmünzen quer durch die Epochen.

Regierungsrätin Manuela Weichelt-Picard und Buchautor Stephen Doswald.
Regierungsrätin Manuela Weichelt-Picard und Buchautor Stephen Doswald.